Text

137,5 x 110 cm
Pigment-Prints
2021

Der Titel der Arbeit verweist auf Edmund Burkes ästhetische Theorie des Erhabenen und des Schönen, die den Leidenschaften des Menschen entspringt. Während das Schöne das Kleine ist, das Glatte und das Zarte, das, was wir beherrschen können, weist Burke demjenigen Teil der Natur, der sich unserer Kontrolle entzieht den Begriff des Erhabenen zu. Die Leidenschaft des Erhabenen ist das Erschauern vor der Größe, die Ehrfurcht vor der unkontrollierbaren Gefahr, die aber, bei Betrachtung unter Wahrung einer gewissen Distanz, „raffinierteste Wollust“ verursachen kann. Das Erhabene ist also ein permanentes austarieren zwischen Lust und Schrecken, bei dem sich, unter korrekter Anwendung, genussvolles Entsetzen einstellt.
Die Bilder setzen in diesem Spannungsfeld einen zeitgenössischen Beitrag in einer Zeit, in der die Alpen die Region mit der höchsten Tourismusdichte in Europa und gleichzeitig die einzige Region Mitteleuropas sind, in der es noch unberührte Wildnis gibt.
Ohne eine idealisierte Darstellung der Natur zu schaffen – die Vegetation ist dargestellt in sämtlichen Stadien, den wachsenden und den vergehenden – laden die Bilder durch ihre Größe, ihr feines Detail und ihre scheinbare Unendlichkeit ein, darin zu versinken, erzeugen bei der Betrachtung eine Ruhe, bei der man sein Verhältnis zur Natur reflektieren kann. Es geht um die Erfahrung von Zeit, wie um eine gewisse Demut im Umgang mit den Dingen.
Durch das Fehlen der sonst in der Foto-
grafie üblichen Ausrichtung auf einen Fluchtpunkt wird der Blick nicht unmittelbar gelenkt und so bleibt der Rückbezug auf einen selber. Diese Erfahrung trifft genau in die Lücke zwischen der zunehmenden Entfremdung von der ursprünglichen Natur und der gleichzeitig sehnsüchtigen Rückbesinnung auf die unberührte, nicht vom Menschen geprägte Natur.