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Architektur Annette Gigon / Mike Guyer
Planung & Ausführung 1990–1992

Mit dem Kirchner Museum Davos setzte das damals noch junge Architekturbüro Gigon/Guyer ihren Entwurf für ein Museum um, der den traditionellen Oberlichtsaal der Museen des 19. Jahrhunderts vollkommen neu interpretiert. Das Tageslicht fällt nicht ein durch die Decke – in der höchstgelegenen Stadt Europas nimmt das Flachdach im Winter die Schneedecke auf, die dann eine isolierende Funktion erfüllt. Stattdessen fällt das Licht durch ein senkrechtes Fensterband, welches etwa ein Drittel der Höhe der Außenwände beansprucht, in das Lichtdach und über die Lichtdecke in den Ausstellungsraum. Die Lichtdecke spannt sich bis an die Außenwände des Saales – ein klarer Bruch mit der Konvention, das die Lichtdecke nicht bis an die Ränder heranreichen dürfe, da sich sonst die Rahmen der Bilder einen Schatten erzeugen.
Gigon/Guyer gelang es, dass das durch geätztes Glas und damit relativ schwach einfallende Tageslicht durch die Lichtmenge der große Fläche und seiner Reflektion an den weißen Wänden, eine ausreichend helle, schattenfreie Beleuchtung der Kunstwerke erreicht wird. Ihr zeitgenössisches Konzept des Oberlichtsaals gilt als wegweisend für die Museumsarchitektur und wurde häufig zum Vorbild neuer Museumsbauten, wie beispielsweise für Peter Zumthor bei seinem Neubau des Kunsthaus Bregenz.